5 lieder brauchte die 62-jährige marianne faithfull bis sie alle 68-jährigen und 68er aus den stühlen gehoben hatte. bei „broken english“ hielt es jedenfalls keinen berliner mehr auf dem klappstuhl in der zitadelle spandau. „It’s just an old war, Not even a cold war, Don’t say it in Russian, Don’t say it in German. Say it in Broken English, Say it in Broken English. What are you fighting for?“ die zeile ließ doch gleich jedes alte revoluzzerherz höher schlagen und in ihren helly-hansen-joppen im takt der rauchigen faithfull-stimme mitschwingen. mit dem schwingen hatte es frau faithfull übrigens nicht (mehr?) so richtig. nun gut, ich will gar nicht wissen wie weit mein bewegungsradius mit 62 sein wird – aber frau faithfulll machte doch verstärkt den eindruck, dass entweder die diversen nahrungsersetzungsmittel der vergangenheit nun doch ihren tribut zollen oder sie gerade einen bewegungsworkshop hinter sich hatte, den joe cocker und tina turner geleitet haben. egal. die etwas schrullige performance, war einfach herzallerliebst. auch wie marianne ein paarmal „oops“ sagte und auch schon mal ein lied von randy newman ankündigte und dann doch eins von nick cave sang. das alles war egal, weil dort eine legende auf der bühne stand und ihrem publikum ganz nah war. fast verschämt jungmädchenhaft wingte sie immer wieder jemandem im publikum zu und freute sich über die verzückten reaktionen. und nach der ballade von lucy jordan wies sie die ordner an, endlich die jubelnde menge zu ihr an die bühne zu lassen. ganz nah. überhaupt gab marianne faithfull ihren nahezu 5.000 fans das gefühl einem happening der alten schule beizuwohnen. alles eine ganz große familie. alles peace. die pieces kreisten übrigens auch zu hauf. und als sie „as tears go by“ ankündigte, lächelte sie und meinte: „so, jetzt kommen wir ganz zum anfang zu dem song, mit dem „this damned things begun“. was für ein damned good thing, marianne. du warst wonderful. „working class hero“ wollte sie übrigens nicht singen. ich hatte schon vermutet, dass läge sicher an der weltwirtschaftskrise und so. aber sie meinte nur, das singt sie dann im november, wenn sie wieder in berlin ist. meine empfehlung: hingehen!
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