was ist ein tschaika? dieser frage sah ich mich neulich gegenüber inmitten eines ehemaligen russischen truppenübungsplatzes. was ich da machte? hatte was mit einem film zu tun und mit panzern und mit polen und mit solidarnosc (ich empfehle am 29.09. um 20.15 arte einzuschalten).
panzer, flugabwehrkörper und co interessieren mich ja an sich eher wenig. ist in meinen augen alles in einem hässlichen grün gestrichen, sieht unbequem aus und macht zu viel lärm. aber natürlich gibt es auch für diese materie eine fangemeinde, deren augen blitzen, wenn der röhrende motor eines panzers anspringt und sie damit durchs gelände brettern können. sollen sie. chacun a son coeur. nix für mich. als es inmitten der militärfahrzeuge aber plötzlich hieß „drehen wir eine runde mit dem tschaika!“ dachte ich natürlich zunächst an einen panzer und daran wie ich aus der nummer unbeschadet rauskomme. was dann anrollte klang zwar wie ein panzer, sah aber eindeutig anders aus.
da kam ein luxusschiff auf vier rädern auf mich zugedonnert, das mich sofort an eiserne vorhänge, agentenfilme und kaviar und krimsekt denken ließ: ein tschaika, auf deutsch „die möwe“, eine russische automarke des herstellers gorkowski awtomobilny sawod.
was für ein fahrgefühl! schon der einstieg in diesen luxuspanzer – geräumig und erhaben. und das war auch die fahrt damit. keine bodenwelle konnte man spüren, geschweige denn, dass der wagen überhaupt rollte. es hatte mehr etwas von segeln oder auf schienen gezogen werden. wenn der tschaika beschleunigte, wurde man fast wie im flieger in die polster gedrückt. es war ein wirklich absolut einmaliges fahrgefühl. so müssen sie sich also gefühlt haben, die hohen funktionsträger der sowjetunion und einiger weniger ausgesuchter bruderstaaten, an die einer der 3.179 wagen geliefert worden war. an privatpersonen wurde der tschaika zu seinen glanzzeiten nicht verkauft. heute fahren davon noch etwa 300 herum, erzählte mir sein besitzer – und das selbst im neuen bruderland usa.
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