Tag 8 // 31. Dezember 2013

Silvester. Was graust es mich schon seit Monaten vor diesem Tag. Mein ersten Silvester wieder allein. Ich verbringe den Tag mit einem Bootsausflug in der Walvis Bay. Von meiner Reisegruppe ist niemand dabei. Doch alles ist bestens organisiert. Mit dem Shuttle angekommen im Hafen, werden alle Wartenden zu Gruppen von je zehn Personen auf kleine Speedboote verladen. Wir betreten die Boote über wackelige, schmale Planken, sekundiert von fröhlich lächelnden Hafenarbeitern, die darauf zu warten scheinen, dass jemand Bekanntschaft mit dem nasskalten Hafenbecken macht.

Unsere Tourguide ist natürlich wieder eine Deutsche. „Call me Anke“ schallt sie uns auf dem Deck des kleinen Bootes zur Begrüßung entgegen. Anke fährt uns mit Schmackes aus dem Hafen raus zu den Seehundbänken etwa zwei Kilometer vor der Küste. Als sie das Boot stoppt, kann sie uns gerade noch bitten von der einzigen Sitzbank in der Bootsmitte aufzustehen als auch schon der erste Seehund an Board hechtet. Alle erstarren in Ehrfurcht. Und ich muss auch sagen: Im Zoo sehen die immer viel niedlicher und vor allem sehr viel kleiner aus! In Kuschelnähe ist so ein Seehund plötzlich ziemlich riesig! Und der Seehund will nicht kuscheln, nein, er will Fisch. Denn man kennt sich halt hier in Walvis. Jedenfalls kennen sich der Seehund und Call-me-Anke. Und so weiß das an sich wilde Tier, wenn die Boote mit den Touris kommen, gibt es Fisch. Und Anke kennt ihre Seehundpappenheimer. Sie sagt uns genau, welchem wir mal die Flosse schütteln dürfen. Gesagt, getan.

Neben den fischhungrigen Seehunden gibt es auch noch Pelikane Aug in Aug an Board zu begrüßen. Die Suche nach Delfinen bleibt dagegen erfolglos. Dann geht es weiter zu den berühmten Austernbänken von Walvis Bay. An den Guano-Plattformen stinkt es gewaltig. Zum Ende des Ausflugs ankern wir in Küstennähe auf dem offenen Meer. Anke öffnet einen Eimer frische Walvis-Bay-Austern und ein paar Flaschen Champagner. Und so werde ich bei diesem unerwarteten Festmahl auf dem Meer mit diesem so gefürchteten Tag versöhnt. Ich werde mich immer an dieses Silvester erinnern, an ein Silvester ganz allein weit weit weg von allem Vertrauten und an Austern und Champagner auf dem Atlantik, und daran, dass ich das grauenvolle Jahr 2013 damit beendet habe, einem Seehund die Flosse zu schütteln.

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