sangria mit eisbein

morgens in der sbahn ist ja eigentlich nur eine sorte leute unterwegs: die, die zur arbeit oder in die uni eilen. die mit eher viel freizeit fahren später (außer rentner, die sind ja immer früh auf den beinen). die spezies zur-arbeit-eilender zeichnet eines aus: sie spricht nicht. sie starrt aus dem fenster oder liest zeitung. umso mehr fällt es also auf, wenn morgens in der bahn plötzlich jemand spricht. noch dazu, wenn er laut spricht. und umso mehr, wenn er mit sich selbst spricht. obwohl – mit sich selbst sprach der mann mit dem sangria-tertapack in der brusttasche seiner jacke eigentlich gar nicht. nach einem kräftigen frühstücksschluck aus der packung erzählte er allen in hörweite, dass er heute geburtstag habe. hier machte er eine pause – ich vermute um etwaigen spontanen gratulanten die möglichkeit zu sprechen zu geben. keiner sagte was. er werde 47, erzählte der mann weiter. das sei doch kein alter, oder? niemand stimmte zu. jetzt sei er auf dem weg zu oma. da gebe es heute eisbein. extra für ihn. noch ein schluck sangria. dann sagte er noch wie toll seine oma sei und wie toll, dass sie ihm eisbein koche. als er das sagte wurde seine raue trinkerstimme richtiggehend weich. ich fand es irgendwie rührend, dass der mann sich auf seine oma freut und seinen geburtstag mit ihr bei eisbein und sangria verbringt. und ich fand es traurig, dass ihm niemand in der sbahn gratuliert hat. ich hab mich mal wieder nicht getraut, was zu sagen. deswegen von hier aus: happy birthday, eisbeinmann!

der handy-man

heute morgen in der s-bahn: ich hatte die zwischenbahn genommen (die mit umsteigen in ostbahnhof). ab ostbahnhof war quälende fülle (die mit ganz engem körperkontakt zu menschen, die man nicht kennt und auch nie so genau kennenlernen wollte). zwischen jannowitzbrücke und alex klingelt ein handy. ein älterer herr – vielleicht mitte sechzig, grauer haarkranz, distinguiert gekleidet, dunkler mantel, anzug, schlips – nimmt sein handy zur hand. zur hand wohlgemerkt, nicht ans ohr. er hält es vielmehr wie ein lästiges etwas in mundhöhe und starrt es an. dann spricht er. und das handy antwortet. denn der mann hat in der übervollen s-bahn den lautsprecher eingeschaltet. der mann schnarrt das gerät an: „ja, hallo?“ das gerät schnarrt zurück: „ja, hallo, hier ist meyerdirks (name von der red. geändert). ich rufe an wegen dem schlafzimmer.“ spätestens bei diesem letzten wort hat der ältere herr die volle aufmerksamkeit aller mitfahrer im waggon. alle, die zunächst leicht peinlich berührt weghörten, hören nun gespannt hin. es entspannt sich ein dialog um ein schlafzimmer, was es anzuschauen gilt und ob es bei dem termin am freitag bleibt. beide seiten reagieren etwas ungehalten. anscheinend hat das gespräch bereits eine vorgeschichte. das handy sagt: „ich hoffe, ich werde hier nicht verarscht.“ wow – jetzt gehts rund. alle mitfahrer halten gespannt den atmen an. der distinguierte ältere herr antwortet: „nein, sie werden hier nicht verarscht.“ in den ersten gesichtern der mitfahrer bricht sich ein lachen aus dem bisherigen grinsen bahn. handy und mann plänkeln noch eine weile hin und her. es bleibt bei dem termin am freitag. sicher bin ich nicht die einzige, die überlegt zu fragen, wo der termin stattfindet und ob man vielleicht als zuschauer dabei sein darf. drei stationen weiter, das gespräch ist längst zu ende, grinsen immer noch einige mitfahrende. der tag fängt gut an.

hoffen aufs ostkreuz

eigentlich hatte ich ja gedacht: was für ein luxus! seit einigen wochen fährt meine bahn nämlich – trotz sbahnkrise – in einem rutsch bis zur friedrichstraße durch. kein umsteigen und rumstehen mehr am ostbahnhof. das spart, na bestimmt, fünf minuten zeit! und, hola, das beste ist, wenn frau einen sitzplatz von anfang hat, schafft sie von der zeitung auf jeden fall den mantel und den berlinteil. im stehen kann ich nämlich nicht lesen. da wird mir schwindelig. vermutlich nervöses innenohr – man weiß es nicht… nun gut, zurück zur durchfahrtproblematik: problematisch ist es deshalb, weil nur jede zweite bahn durchfährt. die dazwischen hält wie gehabt am ostbahnhof und zwingt den müden morgendlichen bzw. abendlichen pendler zum verweilen am unwirtlichen bahngleis. nun denkt sich also in meinem kuscheligen vorort jeder pendler – und vermutlich auch jeder pendler in den vororten vor meinem heimatbahnhof – der bis friedrichstraße und darüber hinaus muss: da nehm ich doch die durchfahrende bahn, das ist bequem. falsch gedacht, liebe pendlerkollegen! denn jetzt sind die durchfahrenden bahnen rapsvoll, die mit umsteigezwang dagegen sind übersichtlich leer. na, toll! der morgendliche run auf die wenigen noch freien plätze, wenn die bahn einrollt, ist jedenfalls guinessbuchwürdig. die fülle in den abteilen hat tokioter qualitäten. wenn man am bahnsteig nicht absolut optimal positioniert steht – also, dort, wo sich direkt simsalabim die bahntür vor der nase öffnet und man als erste reinstürmen und auf den oftmals einzigen noch freien platz zustürzen kann, wenn man also vielleicht erst als zweite oder gar dritte durchs ziel geht, ja dann steht man halt – schlimmstenfalls bis friedrichstraße. das sind 11 stationen. einen hoffnungsschimmer gibt es allerdings: das ostkreuz. das ist, wie der name schon vermuten lässt, ein umsteigekreuz. da wird dann schon mal ein platz frei. und wenn man schnell ist, kann man dann sitzen, für die restlichen 6 stationen.

neues aus deutschland

neues aus deutschland

wir befinden uns im jahre 2009 n. chr. ganz gallien … äh – deutschland ist vom kapitalismus besetzt. ganz deutschland? nein! ein von unbeugsamen görlitzern bevölkertes dorf hört nicht auf, dem eindringling widerstand zu leisten…


foto: mit freundlicher genehmigung von hk, mplgg, aufgenommen eine woche vor der bundestagswahl 2009 in görlitz, der östlichsten stadt deutschlands.

riesen in berlin – eine foto-lovestory

riesen in berlin – eine foto-lovestory

warten auf die riesen. „guck ma‘ jundula, der da vorne ist echt jroß, ist det schon eener von de riesen?“

kurze krise bei der jugendlichen bevölkerung während der wartezeit: „ich will riesen und keine riesenbowu…“

und dann kommen die riesen in sicht.

eine riesig gute aussicht hat man von papas schultern.

die kleine riesin reist per boot…

… und fliegt dann durch die luft.

riesiges staunen bei der angereisten bevölkerung.

und da geht die kleine riesin vorbei. ja, sie kann richtig gehen. toll.
und dann kommt papa riese …

… in flotten marschtempo am kanzleramt vorbei.
das interesse der bevölkerung ist doch ziemlich riesig.

per schiff verlassen die netten riesen dann die mitte berlins.