trittbrettfahrer

es ist interessant, von welcher seite die nun schon seit fast einer woche streikenden berliner bus-, bahn- und tramfahrer inzwischen solidaritätsbekundungen zu beziehen scheinen. dieser tage kam ich, schwungvoll gerade noch die sich schließende tür erwischend in die s2 (anm.: sbahn streikt nun doch nicht, da sich mehdorn und schell in letzter minute daran erinnert haben, wo sie ihre kugelschreiber verlegt hatten) und wurde jäh gebremst durch eine horde hunde, die recht entspannt quer im sbahnwagen verteilt lag und den durchgang blockierte. es waren keine xbeliebigen hunde. es waren schlittenhunde. ihrer 7. nebst schlitten. und hundeführer. ich muss sagen, es war ein imposantes bild: diese großen wolfsähnlichen hunde, die alles und jeden mit ihren eisblauen augen taxierten (vermeintlich gelangweilt, aber genaugenommen sehr aufmerksam). bei jedem halt spielte sich die selbe szene ab: leute betraten den waggon, stutzten jäh und setzten sich artig und ohne hastige bewegungen in respektvoller entfernung der hunde. und jeder rümpfte nach kurzer zeit die nase. denn, die hunde hatten definitiv zum frühstück entweder was mit zwiebeln oder seehundsteak mit zaziki! am potsdamer platz mussten die hunde raus. zeitig stand der extrem entspannt wirkende schlittenhundeführer auf, um das gespann zu ordnen. unterstützt wurde er dabei von eindringlichem heulen des leitwolfs – äh leithunds. vermutlich erteilte dieser dabei seinem rudel irgendwelche befehle, so in der art: „bvgsolidaritätsstreik beendet jungs und mädels, jetzt wieder ran an das gespann“. die bahn hielt. das schlittenhundegespann verließ geordnet den sbahnwagen. noch ein kurzer leithundheuler auf dem bahnsteig und der schlittenführer betrat das trittbrett und fuhr davon. ich blieb zurück mit dem gefühl, eines der beeindruckensten erlebnisse meiner sbahnbenutzerlebens erlebt zu haben und mit der frage: waren die nun von der schlittenhundegewerkschaft grönland süd?

arbeitest du noch, oder streikst du schon?

es ist dieser tage nicht immer auf den ersten blick ersichtlich, ob jemand zur streikenden oder nichtstreikende bevölkerung gehört. gestern in den katakomben des s-bahnhofs friedrichstraße. seit tagen herrscht dort ausnahmezustand. als kreuzbahnhof zwischen nord-süd- und ost-west-linien schon in normalen zeiten stark frequentiert, wird das umsteigerkreuz seit beginn des bvg-streiks (das sind die u-bahnen, busse und trams, anm.d.r. für alle nicht-berliner) zu einem wahren moloch. die stimme des bahnsteigsprechers erhebt sich warnend bei jedem einfahrenden zug und ermahnt die aussteigenden fahrgäste wegen überfüllung nicht den mittleren aufgang zu den oberen etagen zu benutzen, sondern die seitenaufgänge. folge: alle streben zum mittleren aufgang. denn, ist doch klar: jeder denkt, wenn alle anderen die seitenaufgänge nutzen, ist der mittelaufgang ja wieder frei. so tickt der mensch. jedenfalls gestern im besagten mittleren aufgang (denn ich selbstverständlich auch benutze) stehen auf halber treppe vier polizisten. nun hatte ich bereits im radio gehört, dass die ordnungshüter zur hütung der selbigen im bahnhof friedrichstraße den öpnvnsa (öffentlicher personennahverkehr nicht streikender arbeitnehmer) aufgerufen waren. gleichzeitig hatte ich in meiner morgenzeitung eine agende der streiks gelesen (welche unternehmen, wann, warum – sehr hilfreich). ich meinte mich zu erinnern, dass da auch stand, die polizei streikt auch. hmm. waren die vier nun streikbrecher? oder streikt die polizei nur in teilzeit? die demonstrativ demonstrierende haltung (an wand lehnend mit einem bein an der wand abgestützt die arme abweisend verschränkt) der vier kollegen in grün ließ vermuten, dass sie zumindest in stillem protest verharrten. denn den verkehr der fahrgäste regelten sie einfach mal gar nicht. die nach hause strebende meute abgearbeiteter arbeitnehmer wälzte sich ungebremst die treppe nach oben. nur der tatsache geschuldet, dass sowieso niemand umfallen kann in der menge, passiert anscheinend sehr wenig. ich jedenfalls war am heimischen bahnhof ankommendend erleichtert den moloch s-bahn unbeschadet verlassen zu haben und machte mich auf den fussweg, den mir ansonsten ein bus erspart. als mich auf halbem weg ein bus (!) überholte, musste ich mich fragen: streikst du noch, oder arbeitest du schon (wieder)?

kürzlich im kino

endlich laufen mal wieder jede menge filme, in die ich so richtig lust habe reinzugehen. there will be blood wurde als erstes abgearbeitet. nun. sicher ein film, dessen bilder sich über lange zeit einbrennen wie die ölquellen im film. leider lässt er einen (zumindest mich) in ratlosigkeit zurück. „dafür bin ich wohl nicht bibelfest genug“ war meine vermutung unmittelbar nach dem film. meinen mitsehenden erging es genauso. warum war der ölmann die dritte offenbarung für den priester? was waren die anderen zwei und überhaupt, was hat das mit den offenbarungen zu bedeuten? der film erklärt nix. zurück bleibt viel interpretation, ein ddl, der wirklich sehr gut, aber nicht zwingend oscarprämierungswürdig spielt und gaaanz lange ohren von einem sehr sehr anstrengenden soundtrack. nun bin ich gespannt ob und wie überbewertet das land nicht für alte männer sein wird. freue mich unzweifelhaft auf michael clayton und bin schon gespannt, ob die 8 blickwinkel tatsächlich nicht das halten, was das staraufgebot verspricht.

hundo veneziano

neulich war ich in venedig. nun ist ja der italiener an sich bekannt dafür, modisch immer ganz weit vorn zu sein. dass diese qualität aber auch auf den italienischen hund zutrifft, hat mich nun doch erstaunt. der italienische oder venezianische schnuffi trägt auf jeden fall in diesem winter pullover. rosa ist in, gern mit rollkragen, am bein lang. für kurzbeinige rassen lässt sich das beinkleid bequem aufrollen und gibt so noch einen ganz besonders modischen pfiff. auch wasserabweisende hundecapes – sozusagen hundesüdwester – hab ich im defilee der fiffigen fiffis gesehen. vielleicht etwas unsinnig in einer stadt, wo das wasser überwiegend von unten kommt. nun gut, im januar regnet es ja auch schon mal. aber, wenn aqua alta, das berüchtigte hochwasser zuschlägt, braucht der venezianische hund wahrscheinlich eher ein schlauchboot anstatt ein schlauchkleid.

rosa watte

rosa watte

An manchen tagen möchte man einfach nur am fenster stehen und dem himmel beim arbeiten zuschauen.

alles wurst

neulich in der 100. zur erklärung für alle nicht-berlinerInnen: die buslinie 100 ist eine reguläre buslinie von bahnhof zoo nach bahnhof alexanderplatz. durch die anbindung vieler spektaklurärer sehenswürdigkeiten auf ihrer route, kommt ihr der job einer beliebten sightseeing-route für touristen zu. der bekennende touri zeichnet sich dadurch aus, dass er bei stop des busses versucht sofort nach oben zu stürmen und dort die panorama-plätze in der ersten reihe besetzt. ich saß oben in reihe 3. in reihe 1 ein großvater mit enkel (ca. 6 jahre jung – der enkel…). der fahrer ruft durch die zugegeben nicht immer klangklare sprechanlage die nächste haltestelle aus, „lustgarten“. enkel zu opa: „opa, was ist ein wurstgarten?“ opa zu enkel: „lustgarten hat der mann gesagt.“ enkel: „aha, ich hatte wurstgarten verstanden.“ kurzes schweigsames nachdenken seitens des enkels. enkel erneut: „opa, was ist ein lustgarten?“ kurzes schweigsames nachdenken seitens des opas. opa: „öhh, ähh… das ist sowas ähnliches wie wurst.“