dresden behauptet von sich selbst „die schönste stadt deutschlands“ zu sein. ich frage mich: warum oder wann war das oder wann wird das sein? große teile der stadt sind in einem geradezu räudigen zustand, bei dem man sich fragt, wie lange die deutsche einheit und die einführung des solidarzuschlags nebst ostförderung eigentlich her sind. es ist nicht so, dass sich in dresden nix tut. ganz im gegenteil: die ganze stadt ist eine einzige baustelle. baustelle der waldschlösschenbrücke direkt vorm hotel. ihre krähne und erdhügel verstellen den von der hotelwebsite so gelobten canaletto-blick. ganz davon abgesehen, dass ich mich bei canaletto gar nicht an diese riesigen plattenbauten erinnern kann. baustelle an der frauenkirche. gerade erst so feierlich eröffnet, klafft neben der kirche ein riesiges loch, wühlen bagger, lärmen presslufthammer, was den genuss eines kaffees auf dem ansonsten einzigen wirklich nett hergerichteten platz der stadt etwas trübt. baustelle am altmarkt. hier entsteht ein nh-hotel. prima das korrespondiert hoffentlich nicht mit dem extrem üblen 70er-jahre-bau des kulturpalastes, der den blick auf die altstadt komplett verstellt und m.e. abgerissen gehört. baustelle in der prager straße, der einkaufsstraße dresdens mit den gleichen blicklosen hochhausglasshoppingpalästen wie in jeder deutschen stadt. keine baustellen an oper, zwinger, schloss, albertinum oder brühlschen terrassen. hier würde man sie sich allerdings wünschen. denn die vorzeigeobjekte dresdens dräunen dem betrachter mit rußgeschwärzten fassaden entgegen. soll das eine mahnung sein? wenn ja, ist sie misslungen. die stadt wirkt in weiten teilen unfreundlich und abweisend und städteplanerisch konzeptionslos. ich kann da nur einen tipp geben: entweder zwanzig jahre warten mit dem hinfahren bis hoffentlich alle baustellen beendet wurden oder hinfahren angucken weiterfahren – zum beispiel nach meißen, geradezu ein juwel mittelalterlicher baukunst und eines behutsamen wiederaufbaus.