für manche diskussionen sind 140 zeichen ein wenig zu wenig. zu folgendem twitter-dialog (sonntag 21.08.2011, nach der ersten ausstrahlung des neuen polizeirufs mit matthias brandt) möchte ich im folgenden ein paar ausführlichere gedanken formulieren:
mein tweet zu diesem hervorragenden film lautete:
intershopbraut abgefahren. bitte mehr davon. viel mehr. #polizeiruf #matthiasbrandt
was die br-pressestelle wie folgt konterte:
wie gesagt, ich habe diese bilder noch nicht selbst gesehen. und vorausgesetzt, der polizeiruf mit brandt hält seine qualität, wird wahrscheinlich auch der nächste film verstörende bilder produzieren. wie das auch der gestrige getan hat, wohlgemerkt. denn ich frage mich, wie man einerseits in dieser welt, in der die tagesschau (die ja bekanntlich vor dem polizeiruf läuft) verstörende, reale bilder von um sich schießenden attentätern, explodierten autos und bombadierten gebäuden zeigen darf und in einem anschließenden fiktiven fernsehfilm nicht. dafür darf ein polizeiruf um 20.15h an der wand explodierte gehirnmasse zeigen und saufende und kiffende polizisten. zwar mussten die polizisten und polizistinnen vor dem besäufnis alle die uniform gegen zivilkleidung tauschen, doch bleibt die frage, welche rollenvorbilder der br 12-jährigen durch zugedröhnte polizisten mitgeben möchte?
um es nochmal klar zusagen: ich finde, all diese bilder haben ihre berechtigung und müssen im fernsehen gezeigt werden dürfen. denn diese welt ist weder rosarot noch laufen einem ausschließlich trällernde volksmusikanten über den weg. und ein solches falsches bild von der welt, sollte man auch kindern und jugendlichen nicht vermitteln. denn es ist wahr: wir werden von terror bedroht und auch polizisten betrinken sich.
doch was mich einfach ärgert, ist diese scheinheiligkeit, mit der hier offenkundig exzellentes fernsehen an den rand gedrängt wird und der tägliche mainstream im tv dagegen immer weniger zu ertragen ist. wieviel weichgespülte trallala-filme müssen wir uns (als erwachsene) denn zur hauptsendezeit gefallen lassen, bis dann endlich mal ein wirklich guter film läuft? nur ein kleines aktuelles beispiel: robert redford wurde kürzlich 75! die ard würdigte diesen umstand mit der ausstrahlung von „die unbestechlichen“ (bekanntlich ein ausgezeichnetes politdrama mit realem hintergrund) um 0.55h. ja, ich weiß, ein spielfilm passt am donnerstag um 20.15h vermutlich nicht ins programmschema. ab dafür, liebe leute! ich zahle gebühren und dafür will ich keine schlecht nachsynchronisierten tatorte sehen, die durch gekünsteltes schwyzerdütsch angeblich volkstümlicher wirken. ich will gute geschichten, wie sie ein dominik graf und ein hans steinbichler erzählen und wie sie ein matthias brandt spielt. und ich will sendeanstalten, die den mut haben, sich dem gesellschaftlichen diskurs zu stellen, den solche filme auslösen (könnten) – auch, oder besser noch, gerade um 20.15h.
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