eigentlich hätte ich das gespräch mitschneiden und als audio-file einstellen sollen. denn eigentlich glaubt einem das wahrscheinlich niemand. feierabend. s3. irgendwo hinterm ostbahnhof. die zeitung ausgelesen und schaute ich etwas gelangweilt in die sich über die stadt senkende nacht hinaus als das handy der neben mir sitzenden jungen frau klingelte. ja, sagte sie, sie wollte den anrufer auch gerade anrufen. denn sie wollte ihm berichten, was sie heute erlebt habe. sie käme nämlich gerade von einem austern-mit-champagner-essen. ach guck, dachte ich, was nicht so alles mit der s-bahn fährt. aber, es kam noch interessanter. denn die austern, so berichtete die junge frau ihrem phonetischen gegenüber weiter, hätten sich vorher auf ihrem kopf befunden. ich musste an mich halten, dass ich meinerseits meinen kopf nicht spontan zu meiner nebensitzerin herumriss – das wäre wahrscheinlich doch etwas aufdringlich gewesen und hätte mich auch augenscheinlich sofort der mithörerschaft überführt. obwohl, damit sollte man, wenn man laut und für alle zum mitschreiben in der öffentlichkeit telefoniert, ja rechnen. aber das ist eine andere geschichte an anderer stelle zu erzählen. zurück zu der austern-frau. sie war mittlerweile bei der beschreibung der umstände dieses ungewöhnlichen umstandes angelangt, dem sie austern auf ihrem kopf zu verdanken hatte. denn die austern waren ein hut. und mit diesem hut hatte sie ein fotograf ausgestattet, um sie für ein model-shooting abzulichten, dass sie dann in ihre model-mappe heften könne, erfuhr ich weiter. mein kopf hingegen wies mittlerweile eine gewisse nackensteifigkeit auf, da ich mich so beherrschen musste, diese frau nicht unverhohlen von der seite anzustarren. auch im fensterspiegel ergab sich kein vollständiges bild. blondes pony mit zopf, soviel kriegte ich durch intensives links schielen raus. austern-girl erzählte inzwischen ihrem anrufer und dem restlichen gespannt lauschenden s-bahn-wagen wie schwierig die vorbereiten zu diesem shooting waren, da ihre haut so glänzen sollte als sei sie gerade dem meer entschlüpft und dass von der ganzen schminke ihre haut in diesem moment immer noch ganz verklebt sei. tja, models haben es schon nicht leicht. inzwischen rauschte die bahn in meinen zielbahnhof ein und auch frau meerjungfrau sprang auf. ich erhaschte gerade noch eine rückenansicht auf ihre schwarze jacke mit einen totenkopf aus strasssteinen und eine flasche champagner, die aus ihrem vuitton-taschenimitat ragte. übrigens: fischig roch die frau nicht.
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