Alles ist für den Rückflug gerüstet. Zwar haben wir vorher noch ein paar Stunden in Windhoek zur freien Verfügung. Aber, wie es oft am Ende eines Urlaubs ist, irgendwann reicht es auch und man will nach Hause. Windhoek ist auch nicht wirklich schön. Moderne Prunkbauten meets Kolonialstil.
Ich stehe eine Zeit lang neben der deutschen Kirche von Windhoek und lausche dem Gesang aus dem Gottesdienst. Nach dessen Ende strömen zahlreiche Menschen aus der Kirche und grüßen freundlich auf deutsch. Es ist wie ein Sonntag zu Hause. Als ich einen Blick in die sich leerende Kirche werfe, sehe ich wie die Gemeindemitglieder dabei sind, den riesigen Weihnachtsbaum abzuschmücken. Dass mir das deutsche Weihnachten, das erste ohne Henry, erspart geblieben ist, geht mir derweil durch den Kopf. Erspart geblieben ist es mir nicht, ich habe es nur anders verbracht. Und diese Entscheidung war gut. Auch wenn diese Reise an manchen Stellen schmerzhaft weh getan hat, ich habe dadurch mit einem Teil meiner Trauer abgeschlossen.
Es ist verkaufsoffener Sonntag in Windhoek. Und wie ich feststelle, gleicht eine glitzernde Einkaufspassage wohl allen übrigen glitzernden Einkaufspassagen auf dieser Welt. Also setze ich mich in die Fußgängerzone und beobachte die Windhoeker. Familien der wohlhabenden, schwarzafrikanischen Mittel- und Oberschicht ziehen mit prall gefüllten Tüten an mir vorbei. Mädchen stecken giggelnd die Köpfe zusammen während sie auf ihren pinkfarbenen Handys herumwischen. Hier und da stehen Straßenhändler und verkaufen Keramiken und Schmuck. Die Szenerie ähnelt der in einer x-beliebigen deutschen Stadt an einem heißen, verkaufsoffenen Sonntag im Sommer.
17 Uhr Flughafen. Neben dem Checkin nach Johannesburg läuft ein Checkin nach Frankfurt. Wiederum verfluche ich die Reisegesellschaft, dass sie uns zu sechs Stunden mehr Reisezeit verdammt hat dank des Umwegs über Joburg. Dass daraus am Ende dieser Reise noch weitere 12 Stunden mehr werden, ahne ich in diesem Moment glücklicherweise noch nicht. In Johannesburg ist jedenfalls unsere Maschine kaputt oder was auch immer. Und so heißt es Warten. Nach sehr langen vier Stunden Verspätung geht es an Bord. Nach einer weiteren Stunde im Flugzeug sitzend (ohne zu fliegen, wohlgemerkt!), geht es wieder von Bord. Und zwar aufs Flugfeld, genauer gesagt unter die Maschine. Dort darf jeder Passagier im Lichte eigens aufgestellter Funzeln seinen Koffer suchen und identifizieren und dann wieder in die Maschine steigen. Die ist nämlich zu klein wie wir später erfahren. Da aber bereits alles Gepäck aller an sich gebuchten Passagiere eingeladen war, müssen nun mit diesem Such-deinen-Koffer-Spielchen alle überzähligen Koffer aussortiert werden. Mit der Aktion gehen weitere zwei Stunden ins Land. Irgendwann mitten in der Nacht starten wir. In BER hätten wir wegen des Nachtflugverbotes noch weitere drei Stunden gestanden – nur mal so nebenbei bemerkt. Naja, schlussendlich bin ich von Tür zu Tür 24 Stunden unterwegs auf dem Rückflug. Das mindert zwar nicht mein Reiseerlebnis im Gesamten, aber schon meine Lust je wieder mit South African zu fliegen.
Was bleibt von meiner Reise? Das Gefühl, das absolut Richtige zur richtigen Zeit getan zu haben. Es bleiben die Farben Afrikas in meinem Kopf. Und es bleibt eine Sehnsucht, noch einmal Tiere in freier Wildbahn erleben zu wollen. Tansania, ich komme.
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