Tag 5 // 28. Dezember 2013

Der Tag steht unter dem Motto „Snakes“. Morgens brechen wir vom Nesthotel in Lüderitz auf und erreichen nach etwa 15 Minuten Fahrt den ersten Stopp, Kolemannskuppe.

Die ehemalige deutsche Diamantenschürferstadt ist heute eine Geisterstadt mit teils noch gut erhalten beziehungsweise vor einigen Jahren restaurierten Häusern. Die Stadt war mit allem ausgestattet, was man so in der Wüste braucht. Eine Schlachterei, eine Eisfabrik, Kaufmannslanden, Krankenhaus, Kegelbahn, Turnhalle, Kasino, Schwimmbad, Bäckerei. Ein Guide führt uns durch einige der ehemaligen Gebäude. Vor Beginn der Führung wurden wir eindringlich gewarnt, in den Häusern aufzupassen, da es dort sehr viele Schlangen gäbe. Fast alle betreten die Räume mit äußerster Vorsicht. Irgendwie habe ich ein mulmiges Gefühl. Deutlich zu sehen ist, dass sich die Wüste die Stadt längst zurückerobert hat und vermutlich in einigen Jahren kaum noch etwas davon zu sehen sein wird. Meterhoch türmt sich in einigen Hauseingangen der Sand.  Gespenstisch wirkt alles, wie plötzlich verlassen von einem Moment auf den anderen. Fünf Millionen Karat förderten die Deutschen mit Hilfe schwarzer Arbeitskräfte, die strengstens kontrolliert wurden, damit sie keine Diamanten in die eigene Tasche steckten. In einer langen Reihe auf dem Bauch robbend, Mann an Mann, durchkämmten sie die Wüste – alle mit Mundschutz ausgestattet, doch nicht zum Schutz vor Sand, sondern damit die Arbeiter keine Edelsteine heimlich verschlucken konnten. Die Stadt wurde nach und nach aufgegeben als 1930 weiter südlich am Oranjefluss Diamanten entdeckt wurden. Noch heute umweht ein Hauch von Abenteuer und Reichtum die Ruinen von Kolemannskuppe. Und wie es heißt, liegen hier auch immer noch Diamanten. Südlich der Stadt erstreckt sich ein riesiges großes Sperrgebiet, in dem die Namdeb (Namibian Diamond Corporation) weiter nach dem begehrten Kohlenstoff schürft. Selbst vor der Küste saugen große Diamantenschiffe den Erdboden ab, um den Reichtum des Landes zu mehren, der aber leider nur sehr wenigen Namibianern zugute kommt.

Deutsche Gastlichkeit in Helmeringshausen

  Weiter geht es auf einer langen Tour Richtung Namib und Hammerstein Farm. Die Landschaft ändert sich permanent. Tafelähnliche Bergrücken, karge Felswände, Grasflächen, Buschland und hin und wieder eine Oase. Eine davon ist unser Halt zum Mittagessen, Helmeringshausen. Eine wahre Entdeckung! Die ehemalige Farm, gelegen an einer Wegkreuzung im Nirgendwo, ist heute eine Hotel mit Restaurant, ein Farmshop sowie die allgegenwärtige Tankstelle. Zum Essen lassen wir uns unter den kühlenden Bäumen im bunten Garten des Hotels nieder. Es gibt sehr empfehlenswertes Farmers Bread mit Ham and Cheese. Angepriesen wird auch der selbstgemachte Apfelkuchen, für den ist es aber einfach zu heiß in der Mittagszeit. Geführt wird das Hotel von einer deutschen Familie. Sehr schön ist auch der Souvenirshop, in dem sie Handgemachtes aus Hilfsprojekten anbieten.  

Als alle gesättigt und mit den notwendigen Getränken versorgt sind, brechen wir auf zu unserem Übernachtungsstopp, der Hammerstein Farm. Die Farm gehört schon zu den älteren Unterkünften im Landes und ist etwas einfacher als die komfortablen Gondwana-Lodges. Wie vielerorts in Namibia spricht man auch auf Hammerstein deutsch.

Sehr große Hauskatzen

Oliver aus Berlin begrüßt uns und macht die Zimmerverteilung. Später treffen wir ihn als Führer auf unserem Katzenspaziergang wieder. Zwischenzeitlich beziehen wir unsere Zimmer. Es sind wieder einmal die Zimmer, die am weitesten weg sind vom Hauptgebäude. Im Zimmer nehme ich mir die Lodge-Infos zur Hand, die mir kurz darauf fast aus selbiger fallen. Beschrieben wird dort – gleich nach den Infos zu Essenszeiten, Checkout etc. – welche Schlangen auf der Farm vorkommen. Es sind durchweg fiese, hochgifte. Na, toll, denke ich, Tag gelaufen. Für den anstehenden Katzenspaziergang ziehe ich erst einmal wieder die dicken Wanderstiefel mit dem hohen Schaft an – kein Vergnügen bei knapp 40 Grad. Während ich mit einigen aus unserer Gruppe auf den Guide warte, erzählt eine Mitreisende, dass sie eben gerade eine Schlange im Zimmer hatten. Erneut denke ich, na, toll. Ich kriege die ersten Minuten vom Katzenspaziergang nix mit, weil ich mit den-Boden-absuchen beschäftigt bin. Unser Guide hat einen munteren Rat parat: „Wenn euch tatsächlich mal eine Schlange beißen sollte, ist es am besten, die Schlange zu töten und mitzunehmen. Damit man gleich weiß, welches Gegenmittel man euch geben muss.“

Ich weiß für den Augenblick nicht, welcher Gedanke mich mehr entsetzt, von einer Schlange gebissen zu werden oder eine Schlange zu töten? Denn mal ehrlich, wir Europäer, die wir in der Regel nicht ständig eine Machete bei uns tragen und auch selten unser Wildbret selbst erlegen, woher sollen wir wissen wie man eine Schlange tötet?

Dennoch macht der Katzenspaziergang großen Spaß. Wir besuchen zwei ortsansässige Karvale in ihrem Gehege, die imposant fauchen beim Näherkommen. Die zahme Leopardin der Farm können wir nicht in ihrem Gehege besuchen. Sie würde ihr Revier mit Zähnen und Klauen verteidigen. Doch durch den Zaun lässt sie sich von Oliver streicheln. Danach geht es zu den Geparden ins Gehege. Und das ist schon Respekt einflößend. Wow! Es ist mir doch etwas bang, als diese geschmeidige Großkatze direkt auf mich zukommt und an meinem Bein entlang streicht. Doch die beiden sind zahm wie Hauskatzen. Nur Schnurren tun sie erheblich lauter. Als wir aufgefordert werden, sie zu streicheln, kneife ich aber doch. Schließlich habe ich eine Katzenhaarallergie – lieber kein Risiko eingehen.

Auch sonst ist Hammerstein nett. Das Abendessen ist gut. Oryx-Stew ist allerdings nicht mein Fall. Aber das Beef ist fantastisch. Ziemlich zeitig geht es an diesem Tag ins Bett. Denn Wecken am Tag 6 ist um 3.30 Uhr.

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