Niemand fragt „Wer bist du?“, sondern nur „Was bist du?“. Und genau das ist das Problem.
Diese Sätze twitterte ich am 22. Januar 2017, gegen 22h. Sie waren im Wiener Tatort gefallen. Sie bringen eine Essenz auf den Punkt, die ich so bislang nur sehr selten per TV frei Haus aufs Sofa geliefert bekommen habe. Dem ORF und der ARD möchte ich ausdrücklich dafür danken, dass sie sich getraut haben, diese Wahrheit so unumwunden auszusprechen.
Ich war verwundert, über die Resonanz, dieser Tweet auslöste. So viele Likes und Retweets habe ich jedenfalls noch nie bekommen.
Für alle Nicht-Tatörtler sei kurz erklärt: Diese Sätze sprach etwa sinngemäß ein Vater zu seinem Sohn, nachdem ihm dieser den Abbruch seines Studiums verkündet hatte. Als Konsequenz der Umstände seines jungen Lebens entführt der junge Mann daraufhin seine Eltern und verkündet per Livestream deren und seine bevorstehende Tötung. Es folgt das Anlaufen der Kriminalmaschinerie mit Sonderkommission und SEK. Und es folgt die Analyse der Spezialisten, wer dieser Täter ist.
Wer bist du, Täter? Diese Frage steht bei so gut wie jedem Krimi zunächst im Mittelpunkt. Da wird der Wohnort, das berufliche und das private Umfeld ermittelt. Doch beantworten diese Ansätze wirklich die Frage nach dem „Wer“? Oder fragen sie eher nicht nach dem „Was“?
Was bist du?
Menschen antworten auf die Frage „Wer bist du?“ meistens mit dem, was sie arbeiten, Postbote, YouTube-Star, Bibliothekarin, Psychologe, Chirurgin, Klempner. Beantwortet das die Frage, nach dem wer du bist? Ich denke nein. Was wir arbeiten macht sicher einen Teil dessen aus, wer wir für den Moment sind. Aber erklärt nicht, wer du bist.
Bedeutet das, was wir sind, in dieser Welt mehr als das, wer wir sind? Menschen scheinen das zu glauben. Oder würden sie sonst so selbstverständlich die Frage nach dem Wer mit einer Antwort aus dem Was reagieren? Vielleicht sind sich die Menschen aber einfach auch nicht darüber im Klaren, wer sie sind. Und vielleicht ist diese Frage ja auch gar nicht so einfach zu beantworten.
Wer bist du?
Wer bin ich? Ich bin ein atmendes, denkendes, fühlendes Wesen. Soviel kann ich für den Moment feststellen über mich. War gar nicht so schwer, mir diese Frage zu stellen und sie zu beantworten. Dass das nicht die ganze Antwort sein kann, vermute ich jetzt einfach mal. Ich finde es spannend, sich weiter auf diese Reise zu begeben und zu erforschen wer ich bin.
Neueste Kommentare